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 Historie 

Um 1700 gastiert zum ersten Mal eine französische Operntruppe in Frankfurt. Es werden überwiegend Werke von Jean-Baptiste Lully aufgeführt. Auch später finden immer wieder Gastspiele statt, zum Beispiel 1745 durch die italienische Truppe von Pietro Mingotti, zu deren Kapellmeistern auch Christoph Willibald Gluck gehörte. Die Aufführungen fanden in provisorisch hergerichteten Räumen statt, u. a. in Speisesälen großer Gasthöfe oder auf eigens für die Gastspiele aufgestellten Holzbühnen, meist auf dem Roßmarkt.

1782 bis 1880 ist das Comoedienhaus mit ca. 1.000 Plätzen am heutigen Rathenauplatz das erste Frankfurter Opernhaus, erbaut nach den Vorgaben des Frankfurter Baumeisters Johann Andreas Liebhardt. Die erste Aufführung ist Johann Christian Bocks Schauspiel Hanno, Fürst im Norden. Im Comoedienhaus finden Theater- und Opernaufführungen statt. 

1783 wird Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail aufgeführt.

1785 brennt es im Comoedienhaus.

1788 steht Die Hochzeit des Figaro und 1789 Don Giovanni auf dem Programm. Die Darsteller sind noch immer fahrende Theatertruppen.

1790 gibt Wolfgang Amadeus Mozart - bei eher geringem Publikumsinteresse - im Comoedienhaus eine musikalische Akademie. 

1792 erhält das nunmehr als Frankfurter Nationaltheaterbezeichnete Haus ein eigenes Orchester. Sein erster Leiter wird Friedrich Ludwig Aemilius Kuntzen, dem später Ferdinand Fränzl und Carl Cannabich folgen. Alle entstammen der ehemaligen Mannheimer Hofkapelle.

1793 berichtet Frau Rath Goethe ihrem Sohn nach Weimar: "Die Zauberflöte war ein grandioser Erfolg auf der Frankfurter Bühne."

1817 bis 1819 ist Louis Spohr Kapellmeister am Frankfurter Theater, dessen Opern Faust und Zemire und Azor hier uraufgeführt werden. Auf die kurze Ära Spohr folgt Carl Guhr, der das Theater von 1821 bis 1848 leitet.

1842 besucht Hector Berlioz eine Aufführung des Fidelio am Frankfurter Theater, die ihn sehr beeindruckt. Seinen Reisebericht nimmt er später in seine Memoiren auf.

1848 nach Guhrs plötzlichem Tod bewirbt sich u. a. Albert Lortzing um die musikalische Leitung des Frankfurter Theaters. Gewählt wird jedoch der Komponist Louis Schindelmeisser, der bis 1851 bleibt.

1853 wird mit Tannhäuser die erste Aufführung einer Oper von Richard Wagner in Frankfurt gegeben. 

1854 gibt es anlässlich des Frankfurter Fürstentages eine festliche Aufführung von Gioachino Rossinis Il barbiere di Siviglia. 

1862 dirigiert Richard Wagner eine Aufführung des Lohengrin.

1878 bricht während einer Theateraufführung ein Brand aus.

1880 wird das neue von Richard Lucae erbaute Opernhaus (heute die "Alte Oper" am Opernplatz) von Kaiser Wilhelm I. mit Mozarts Don Giovanni eröffnet. Vier Jahre später findet in Frankfurt die erste Aufführung der Meistersinger von Nürnberg statt.

1902 wird am Theaterplatz, dem heutigen Willy-Brandt-Platz, ein neues Schauspielhaus eröffnet. Für dessen Architektur zeichnet Christian Heinrich Seeling verantwortlich.

1912 bis 1917 werden die legendären Uraufführungen der Opern Franz Schrekers herausgebracht: Das Spielwerk und die Prinzessin, Die Gezeichneten und Der Schatzgräber

1914 dirigiert Richard Strauss an der Frankfurter Oper den Rosenkavalier, zwei Jahre später wird unter der musikalischen Leitung von Hans Pfitzner dessen Oper Der arme Heinrich aufgeführt. 

1924 bis 1929 etabliert sich ein neues, inszenierungsorientiertes Musiktheater. 

1928 werden Kurt Weills Einakter Der Protagonist und Der Zar lässt sich photographieren erstmals in Frankfurt aufgeführt. 

1930 folgt die Uraufführung von Arnold Schönbergs Von heute auf morgen

Ab 1933 - während des nationalsozialistischen Regimes werden ihrer jüdischen Herkunft wegen der seinerzeitige Intendant Josef Thurnau, der Oberspielleiter Hans Graf, der Generalmusikdirektor Wilhelm Steinberg, außerdem die weltberühmte Sängerin Magda Spiegel und weitere Künstler und Beschäftigte von Oper und Schauspiel suspendiert. Viele der entlassenen Künstler wurden später deportiert und ermordet. Die Leitung der Städtischen Bühnen übernimmt im Juni 1933 Generalintendant Hans Meissner, der dieses Amt während der ganzen Zeit des Dritten Reiches behält. Er versucht, jeden Konflikt mit der Parteiorganisation zu vermeiden und gestaltet Spielpläne ohne Risiko.

1937 wird Carl Orffs Carmina Burana an der Frankfurter Oper uraufgeführt.

1941 wird zum 150. Todestag des Komponisten ein Mozart-Zyklus aufgeführt.

1944 werden Oper und Schauspiel durch Bomben zerstört. Die Oper spielt danach in Dependancen in Kurtheatern und Volksbildungsheimen des Umlandes. Im September 1944 werden die Frankfurter Bühnen, ebenso wie alle anderen Theater in Deutschland, geschlossen. Als letztes Werk während der nationalsozialistischen Ära wird in Frankfurt Lehárs Operette Das Land des Lächelns aufgeführt. 

1945 nach Kriegsende spielt die Oper im Börsensaal. Auf der Behelfsbühne findet im September 1945 mit Puccinis Tosca die erste Opernaufführung in Frankfurt nach dem 2. Weltkrieg statt. Der Wiederaufbau des schwer beschädigten Opernhauses am Opernplatz scheitert an den hohen Kosten.

1948 wird der Patronatsverein gegründet, um den Wiederaufbau des Theaters am Theaterplatz, dem heutigen Willy-Brandt-Platz, mit Spendenaktionen voranzutreiben. 

1949 ist wiederum ein düsteres Jahr in der Geschichte der Städtischen Bühnen: 29 Mitgliedern wird gekündigt und 137 erhalten die vorsorgliche Kündigung - die Stadt Frankfurt kann (oder will) die Kultur nicht mehr finanzieren. Doch bereits zum Ende des gleichen Jahres beschließt die Stadtverordnetenversammlung den Wiederaufbau des Schauspielhauses, dessen Bühne sich künftig Oper und Schauspiel teilen werden. Der Patronatsverein verkauft 1,6 Mio. Lose mit einem Gewinn von 300.000 Mark für den Wiederaufbau.

1951 werden die Städtischen Bühnen Frankfurt, wieder aufgebaut nach Entwürfen der Architekten Apel, Letocha und Rohrer und ausgestattet mit für seinerzeitige Verhältnisse modernster Bühnentechnik, wieder eröffnet. Die erste Aufführung sind Die Meistersinger von Nürnberg

1958 beschließt die Stadtverordnetenversammlung den Bau der heutigen Theaterdoppelanlage am Theaterplatz, dem heutigen Willy-Brandt-Platz (oben abgebildet ein Modell). Beauftragt wird das Architekturbüro Apel und Beckert.

1963 wird die neue Anlage mit großer Schauspiel- und Opernbühne und der charakteristischen Glasfront sowie den Goldwolken des ungarischen Künstlers Zoltán Kemeny eingeweiht; im Opernhaus ist Mozarts Die Entführung aus dem Serail die erste Premiere.

1987 wird die Opernbühne durch Brandstiftung zerstört (siehe auch Kapitel Der Opernbrand von 1987). Während des mehr als drei Jahre dauernden Wiederaufbaus spielt die Oper auf der Schauspielbühne. Das Schauspiel weicht in das Bockenheimer Depot aus, eine Spielstätte, die sich seitdem als fester Bestandteil des Frankfurter Kulturlebens etabliert hat.

1991 wird die Oper feierlich wiedereröffnet, u. a. steht die Uraufführung eines konzertanten Werkes von Hans Werner Henze, La selva incantata (Die verwunschene Wildnis), auf dem Programm. Die erste Opernaufführung im neuen, bühnentechnisch auf den modernsten Stand gebrachten Haus ist am Abend des Eröffnungstages Mozarts Die Zauberflöte

2006 verlegen Schwertransporter sämtliche Gewerke aus den Werkstätten der Oper und des Schauspiels nach Praunheim. Danach werden die bisherigen Werkstätten, die den Anforderungen an die Arbeitssicherheit nicht mehr entsprachen, mit einer Grundfläche von 3.500 qm im Theatergebäude am Willy-Brandt-Platz abgerissen. 

2010 Mit Beginn der Spielzeit 2010/2011 werden die neuen Werkstätten für Oper und Schauspiel in Betrieb genommen.

(Bildnachweis der historischen Fotos: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt)

Premieren der Oper Frankfurt ab 1945 in zwei Listen:

Chronologische Reihenfolge nach Premierendaten
Alphabetische Auflistung nach Komponisten

1902  Dornröschen von Engelbert Humperdinck
1912  Der ferne Klang von Franz Schreker
1913  Das Spielwerk und die Prinzessin von Franz Schreker
1918  Die Gezeichneten von Franz Schreker
1919  Fennimore und Gerda von Frederick Delius 
1920  Der Schatzgräber von Franz Schreker
1920  Die ersten Menschen von Rudi Stephan
1922  Sancta Susanna von Paul Hindemith
1924  Der Sprung über den Schatten von Ernst Krenek
1924  Sakahra von Simon Bucharoff
1926  Die zehn Küsse von Bernhard Sekles
1926 Die Lästerschule Paul von Klenau
1926  Der Golem von Eugen d'Albert
1930  Von heute auf morgen von Arnold Schönberg
1930  Achtung Aufnahme von Wilhelm Grosz
1930 Transatlantic von George Antheil
1934  Prinz Eugen, der edle Ritter von Max Pflugmacher
1935  Die Zaubergeige von Werner Egk
1936  Doktor Johannes Faust von Hermann Reutter
1937  Carmina Burana von Carl Orff
1939  (Uraufführung der Neufassung) Die Rose vom Liebesgarten von Hans Pfitzner
1942  Columbus von Werner Egk
1942  Odysseus von Hermann Reutter
1943  Die Kluge von Carl Orff
1962  Die Alkestiade von Louise Talma
1964  Dame Kobold von Gerhard Wimberger
1965  Das Wundertheater / Ein Landarzt / Das Ende einer Welt von Hans Werner Henze
1986  Die Reise zum Mittelpunkt der Erde von Hans-Joachim Hespos
1986  Stephen Climax von Hans Zender
1987  Europeras 1 & 2 von John Cage
1989  What where von Hans Holliger
2002 Dr. Popels fiese Falle von Moritz Eggert
2006  Caligula von Detlev Glanert
2014 Der Goldene Drache von Péter Eötvös
2014 Sirenen - Bilder des Begehrens und des Vernichtens von Rolf Riehm
2015 An unserem Fluss von Lior Navok
2016 Anna Toll oder die Liebe der Treue von Michael Langemann
2016 Spectacle Spaces von Martin Matalon
2017 Der Mieter von Arnulf Herrmann
2018 A Wintery Spring von Saed Haddad
2019 Mina von Uwe Dierksen
2021 Inferno von Lucia Ronchetti
2023 Blühen von Vito Žuraj

Eine Liste mit detaillierteren Angaben seit 2004 finden Sie hier.

1900 - 1911 
Paul Jensen
 - zum Ende seiner Intendanz wird mit Der ferne Klang die erste der legendären Uraufführungen der Opern Franz Schrekers herausgebracht.

1912 - 1914
Robert Volkner
 - setzt die Uraufführungen Schrekers fort mit Das Spielwerk und die Prinzessin.

1917 - 1920
Karl Zeiss
 - allen Widerständen zum Trotz bringt er Rudi Stephans Oper Die ersten Menschen erstmals auf die Bühne. Außerdem werden zwei weitere Opern von Franz Schreker uraufgeführt: Die Gezeichneten und Der Schatzgräber.

1920 - 1923
Ernst Lert
 - unter seiner Intendanz werden Opern von Paul Hindemith, Ernst Krenek, Erich Wolfgang Korngold und Béla Bartók herausgebracht.

1924 - 1929
Clemens Krauss
 - er etabliert mit dem Regisseur Lothar Wallerstein ein neues, inszenierungsorientiertes Musiktheater. Zum Ensemble gehören große Solisten wie Benno Ziegler, Rudolf Brinkmann und Adele Kern.

1929 - 1933
Josef Thurnau
 - er setzt die innovative Praxis seiner Vorgänger fort: Max Brands Maschinist Hopkins wird aufgeführt, außerdem Arnold Schönbergs Von heute auf morgen.

1933 - 1944
Hans Meissner
 - unter seiner Generalintendanz werden zahlreiche Künstler und Beschäftigte der Städtischen Bühnen wegen ihrer jüdischen Herkunft suspendiert. Meissner steht bis zum Ende unter dem kulturpolitischen Diktat des NS-Regimes. Die avancierte Musik der Moderne wird als "entartet" abgelehnt. 

1945 - 1951 
Bruno Vondenhoff
 - Opernintendant und Generalmusikdirektor der Nachkriegszeit. In seiner Frankfurter Zeit, die von unermüdlichem Einsatz für den Wiederaufbau eines Frankfurter Musiklebens geprägt ist, dirigierte er zahlreiche deutsche Erstaufführungen, so etwa das Violinkonzert von Alban Berg, Golgatha von Frank Martin und Vier Temperamente von Paul Hindemith.

1951 - 1967
Harry Buckwitz
 (Generalintendant, Generalmusikdirektoren in dieser Zeit: Georg Solti von 1952 - 1961; Lovro von Matacic von 1961 - 1966; Theodore Bloomfield von 1966 - 1968), Harry Buckwitz erhält für die Eröffnungsvorstellung des neuen Theatergebäudes nach der Aufführung Die Meistersinger von Nürnberg Gratulationen aus aller Welt, unter anderem von Thomas Mann, Bertolt Brecht und Albert Schweitzer.

1968 - 1972
Ulrich Erfurth
 (Generalintendant)

1968 - 1977 
Christoph von Dohnányi
 (Generalmusikdirektor, von 1972 - 1977 auch Intendant) - er führt die Frankfurter Oper auf weltstädtisches Niveau. Anja Silja glänzt in Rollen wie Bergs Lulu, Prokofievs Der feurige Engel, sowie als Frau in Klaus Michael Grübers Schönberg-Bartók Doppelabend Die Erwartung / Herzog Blaubarts Burg.

1977 - 1987
Michael Gielen
 - er setzt nachhaltig Maßstäbe für das Neue Musiktheater: Entdeckt wird ein neuer, bahnbrechender inszenatorischer Umgang mit dem traditionellen Repertoire. Inszenierungen von Hans Neuenfels, Ruth Berghaus, Herbert Wernicke, Alfred Kirchner und Christof Nel ziehen die Aufmerksamkeit der Opernszene auf Frankfurt.

1987 - 1990
Gary Bertini
 - wenige Monate nach Beginn seiner Intendanz, in die die Uraufführung der Europeras von John Cage fällt,  wird bei einem Großbrand das Bühnenhaus der Oper vollständig vernichtet. Bis zur Wiedereröffnung spielt die Oper im Schauspielhaus, nachdem das Schauspiel in das Bockenheimer Depot ausweicht. 1990 tritt Gary Bertini zurück. Martin Steinhoffund Hans Peter Doll leiten die Oper zunächst bis 1992 gemeinsam.

1990 - 1993
Hans Peter Doll
 - unter seiner Intendanz wird die nach der Brandkatastrophe wieder aufgebaute Oper am 6. April 1991 mit der konzertanten Uraufführung von Hans Werner Henzes La selva in cantata (Die verwunschene Wildnis) vormittags feierlich wiedereröffnet. Am gleichen Abend gibt es mit einer Premiere der Zauberflöte die erste Opernaufführung nach dem Brand.

1993 - 1996
Sylvain Cambreling
 - ist Generalmusikdirektor und Künstlerischer Intendant der Oper. Gemeinsam mit dem Geschäftsführenden Intendanten Martin Steinhoff verpflichtet er mehrfach die Regisseure Christoph Marthaler und Peter Musbach. Zahlreiche Koproduktionen mit dem Théâtre de la Monnaie und den Salzburger Festspielen bereichern den Spielplan. Sylvain Cambreling verlässt 1996 das Haus. 

1997 - 2002
Martin Steinhoff
 - leitet als Intendant die Oper Frankfurt. Paolo Carignani ist Generalmusikdirektor. Ab 1998 wird verstärkt die zu Anfang des Jahrhunderts begonnene Tradition aufgegriffen, Werke zeitgenössischer Opernkomponisten aufzuführen: u.a. Hans Werner Henzes Boulevard Solitude und Venus und Adonis, Wolfgang Rihms Jakob Lenz und Die Eroberung von Mexiko, Heinz Holligers Schneewittchen, Gregory Frieds Tagebuch der Anne Frank, Adriana Hölszkis Die Wände

2002 - heute
Bernd Loebe
 - schon im ersten Jahr seiner Intendanz wird die Oper Frankfurt nach den Voten der Fachzeitschrift »Opernwelt« zum Opernhaus des Jahres gewählt. In den Jahren danach belegt die Oper Frankfurt mehrfach Spitzenplätze in den Bewertungen der Gesamtleistung. Für die Saison 2008/2009 und 2009/2010 wurde sie nach einer Autorenumfrage der Fachzeitschrift »Die deutsche Bühne« zum Besten Opernhaus Deutschlands gewählt sowie für die Saison 2014/15 erneut Opernhaus des Jahres in der Kritikerwertung der »Opernwelt« und zugleich bestes Opernhaus in der Umfrage der »Deutschen Bühne«. Paolo Carignani verlässt 2008 nach fast zehn Jahren als Generalmusikdirektor die Oper Frankfurt zum Ende der Saison 2007/2008 mit Beethovens Fidelio. Sein Nachfolger ist seit der Saison 2008/2009 Sebastian Weigle, dessen erstes Dirigat in dieser Funktion Lear von Aribert Reimann galt.

Was im November 1987 geschah, liest sich im amtlichen Bericht der Frankfurter Branddirektion nüchtern: Am 12. November 1987 wurde das Bühnenhaus der Oper der Städtischen Bühnen durch einen Großbrand vernichtet. 

Opernbrand 1987

Die Geschehnisse an diesem Tage jedoch waren hochdramatisch: Am 12. November 1987 um 3:19 Uhr gibt ein Ionisationsmelder im Kronenboden über dem Zuschauerraum der Oper Frankfurt Feueralarm. Die Meldung wird in der Brandmeldezentrale der Hausfeuerwehr und in der Einsatzleitstelle der Feuerwache 1 empfangen. Zwei Feuerwehrleute im Haus suchen den Auslöser und stoßen bald auf starke Rauchentwicklung und Funkenflug. Während sie versuchen, an den Brandort zu gelangen, machen sich alarmierte Löschzüge von drei Frankfurter Feuerwachen auf den Weg. Sie erreichen das Theater in nur fünf Minuten nach dem Alarm. Bei nasskaltem Novemberwetter und böigem Wind beginnen sie ihren Kampf gegen das Feuer. Noch ahnen sie nicht, was auf sie zukommen würde. Die beiden Männer der Hausfeuerwache öffnen inzwischen die Tore zur Feuerwehreinfahrt und schalten die Stromversorgung für das Theater ab. Dann suchen alle gemeinsam nach dem Brandherd. Dazu der Bericht der Branddirektion: "Unmissverständliche Geräusche und starkes Knistern weisen den Weg zum brennenden Bühnenhaus. Versuche, die Türen zu öffnen, scheitern an dem gewaltigen Unterdruck, der im brennenden Bühnenhaus herrscht. Vom Zuschauerraum bietet die Bühne ein gespenstisches Bild. Der 16 Tonnen schwere Eiserne Vorhang ist bereits rot glühend. Rechts und links des Vorhangs brennen die Beleuchterbühnen. Die ersten Stuhlreihen im Parkett sind aufgrund der ungeheuren Wärmestrahlung bereits schwer beschädigt. Der Wachhabende der Hausfeuerwache nimmt mit einem C-Rohr die Brandbekämpfung im Zuschauerraum auf. Die ersten Trupps der Löschzüge kämpfen sich zum brennenden Bühnenhaus vor."

Inzwischen ist den Feuerwehrmännern klar geworden, dass der gesamte Bühnenturm brennt. Um 3:33 Uhr wird die höchste Alarmstufe ausgelöst, die weitere Löschzüge an den Ort der Katastrophe ruft. Sieben Minuten später das Inferno: Der Bühnenturm stürzt ein, ein Feuerregen geht auf die Neue Mainzer Straße nieder, wo die Löschmannschaft und erste Neugierige sich versammelt haben. Augenzeugen berichten, aus dem Bühnenturm seien Flammen 20 Meter hoch in den Himmel gestiegen. Immer mehr Rohre werden in Position gebracht, aber der Feuersturm, angefacht durch den Wind, lässt sich nicht eindämmen. Funkenregen wird vom Wind in Richtung des Hotels Steigenberger Frankfurter Hof gedrängt und die eben eingetroffene Freiwillige Feuerwehr Niederrad erhält den Auftrag, die benachbarten Häuser vor einem Überspringen des Feuers zu schützen. Der Einsatzleiter kann nun über eine auf dem Dach des Opernhauses aufgestellte Fernsehkamera das Ausmaß der Katastrophe überblicken und seine Männer besser einsetzen. Jetzt schießt das Wasser aus so vielen Rohren, dass die Versorgungsleitungen nicht mehr ausreichen. Die Männer aus Niederrad verlegen darum zwei Schlauchleitungen zum Main in Höhe der Untermainbrücke. Weitere Feuerwehren treffen ein. Der Einsatzleiter kennt die Gefahren, die bei solchen Katastrophen auf seine Männer lauern, immer wieder lässt er durchzählen. Inzwischen ist die Berufsfeuerwehr vollständig an der Oper versammelt und die Branddirektion ruft die Freiwilligen aus Enkheim, Hausen, Oberrad, Seckbach und Unterliederbach zu den im Stadtgebiet verteilten Feuerwachen, um gegen Brände an anderen Stellen der Stadt gewappnet zu sein. Der Bühnenturm bietet jetzt ein Bild der Zerstörung, ein Gewirr aus Stahlträgern, verkohlten Holzteilen, Eisenstangen, Mauerresten und zerstörten Kulissen bedeckt als hoher Schuttberg den Boden und birgt noch viele Brandnester. Zu allem Überfluss beginnt dann auch noch das Farbenlager der Bühnenbildner zu brennen und die Feuerwehr hat Mühe, diese neue Gefahr zu bannen. Aus einer Probebühne haben Feuerwehrleute Musikinstrumente im Wert von ca. 150.000 Euro gerettet.

Erst nach sechs Tagen kann die Feuerwehr endgültig melden, dass alle Feuer gelöscht sind. Das Löschwasser wird aus den Kellern gepumpt, die Aufräumarbeiten beginnen.

Wie war der Brand entstanden? Ein Mann war durch ein Fenster der Städtischen Bühnen eingestiegen, angeblich um nach Essbarem zu suchen. Er fand nichts, entzündete aus Ärger Zeitungen und ließ das Feuer auf die Kulissen überspringen. Als er feststellte, dass sich sein Zündeln zu einem Großbrand entwickelte, floh er. Noch in der gleichen Nacht meldete er sich über den polizeilichen Notruf und bekannte sich zu der Brandstiftung. Den Beamten im Polizeipräsidium gelang es, ihn so lange in ein Gespräch zu verwickeln, bis der Ort des Anrufers ermittelt war. Eine Funkstreife griff den Mann auf, der zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde, von denen ihm ein Drittel erlassen wurde.

Der Brand, der die Opernbühne zerstörte und weitere Teile des Hauses in Mitleidenschaft zog, zwang den großzügige und moderne Einrichtungen gewohnten Künstlern mehr als drei Jahre Improvisation auf. Das Schauspiel verlegte seine Wirkungsstätte in das Bockenheimer Depot (das damit als großartige Spielstätte entdeckt wurde und bis heute auch von der Oper genutzt wird), die Oper zog seinerzeit um auf die vom Brand unberührt gebliebene Schauspielbühne.

Nach dem Wiederaufbau der Oper, der fast 3 1/2 Jahre in Anspruch nahm, verfügt das Haus über eine hochmoderne bühnentechnische Anlage. Insbesondere ist der Brandschutz in einer Weise optimiert worden, die eine solche Brandkatastrophe ausschließt.

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