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Der Prinz von Homburg

Hans Werner Henze 1926—2012

Oper in drei Akten
Text von Ingeborg Bachmann nach Heinrich von Kleist
Uraufführung 1960, Hamburgische Staatsoper

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und kurz nach der Premiere als Audio

Am 20. Oktober findet die 1. Kammermusik anlässlich der Premiere von Der Prinz von Homburg in der »Neuen Kaiser« statt.

Musikalische Leitung Takeshi Moriuchi

Prinz von Homburg Domen Križaj
Kurfürst von Brandenburg Yves Saelens
Prinzessin Natalie Magdalena Hinterdobler
Graf Hohenzollern Magnus Dietrich
Kurfürstin Annette Schönmüller
Feldmarschall Dörfling Iain MacNeil
Obrist Kottwitz Sebastian Geyer
Drei Offiziere Andrew Kim°, Božidar Smiljanić, Alfred Reiter
Wachtmeister Jarrett Porter
Drei Hofdamen Juanita Lascarro, Cecelia Hall, Judita Nagyová

°Mitglied des Opernstudios

Prinz von Homburg – ein Träumer, ein Befehlsverweigerer, ein Held?

Fehrbellin, 1675: Im Traum sieht sich Prinz Friedrich von Homburg als ehrenvollen Sieger der bevorstehenden Schlacht und wird dafür von seinem Umfeld belächelt. Vor dem tatsächlichen Kampfbeginn ergeht die Order, erst auf ausdrücklichen Befehl des Kurfürsten ins Gefecht einzugreifen. Homburg aber verfügt eigenmächtig jenen Angriff, der zum Sieg führen soll. Wegen Ungehorsams wird er dennoch zum Tode verurteilt. Die Nichte des Kurfürsten, in die der Prinz verliebt ist, ersucht ihren Onkel um Gnade. Dieser möchte Homburg aber nur dann begnadigen, wenn der Verurteilte den Richterspruch für ungerecht befindet …

Hans Werner Henze und Ingeborg Bachmann hatten sich 1952 bei einer Tagung der Gruppe 47 kennengelernt und über ein Jahrzehnt zusammengearbeitet. In ihrer Oper entwickeln sie eine eigene Lesart von Kleists 1809/10 verfasstem Drama, das zwischen Melancholie, Heldentum und dessen Dekonstruktion changiert und in der Folge sich wandelnder politischer Verhältnisse immer wieder umgedeutet wurde. Im Musiktheater verschiebt sich der inhaltliche Akzent vom Militärischen hin zum Humanen, vom historisch Festgelegten hin zum Zeitlosen. Die Musik – geschrieben für ein großes Kammerorchester – formuliert das im Libretto Angelegte weiter aus und stellt zwei Sphären einander gegenüber: jene sangliche und traditionsverbundene Welt des Traumes, die durch Mischklänge seltsam unscharf flimmert, und jene durchstrukturierte, mitunter zwölftönig und seriell ausgearbeitete Welt der herrschenden Ordnung. Umso deutlicher stellt die Oper die Frage nach dem Platz, der dem Träumenden in einer streng reglementierten Gesellschaft zugestanden wird, nach dem Verhältnis von Individuum und einem übergeordneten System, nach der Vereinbarkeit von Empfindung und Gesetz.