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Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg

Richard Wagner 1813–1883

Romantische Oper in drei Aufzügen
Text vom Komponisten
Uraufführung 1845, Hoftheater Dresden / Erstaufführung der Wiener Fassung 1875

In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln

Einführungen eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn im Holzfoyer und kurz nach der Premiere als Audio. Weitere spannende Inhalte zur Produktion finden Sie im Opernappetizer auf unserem Blog.

Musikalische Leitung Thomas Guggeis

Tannhäuser Marco Jentzsch
Elisabeth Christina Nilsson
Venus Dshamilja Kaiser
Wolfram von Eschenbach Domen Križaj
Landgraf Hermann Andreas Bauer Kanabas
Walther von der Vogelweide Magnus Dietrich
Biterolf Erik van Heyningen
Heinrich der Schreiber Michael Porter
Reinmar von Zweter Magnús Baldvinsson
Ein junger Hirt Karolina Bengtsson

Tannhäuser als Geschichte unterdrückter Homosexualität? Eine Verlegung der Handlung an eine amerikanische (!), katholische (!) Universität (!) in den späten 1950er (!) Jahren? Die Skepsis war groß, als der Regisseur in Pressegesprächen sein Regiekonzept vorstellte. Auch die Begründung für eine derartige Umdeutung schien weit hergeholt und reichlich verkopft zu sein: Oscar Wilde habe den Tannhäuser als seine Lieblingsoper bezeichnet und seine eigenen biographischen Brüche in dem zerrissenen und wegen verbotener sexueller Begierden aus der Gesellschaft ausgestoßenen Protagonisten wiedergefunden. Außerdem gebe es da noch Ludwig II. und Wagners Sohn Siegfried mit ihren homosexuellen Neigungen und ihrer Vorliebe gerade für dieses Stück.
Dann geschieht das Unerwartete: Wenn sich zur Ouvertüre der Vorhang hebt, schlägt einer der spannendsten und berührendsten Opernabende seit langem die Premierenbesucher in den Bann, reißt sie bereits zu den beiden Pausen zu kräftigem Beifall und Bravorufen hin und mündet in einem triumphalen Schlussapplaus, in dem beim Auftritt des Produktionsteams in den Jubelstürmen nicht ein einziges kleines Buh zu hören ist.
(…)
Zu berichten ist also von einem nahezu perfekten Gelingen: Ein ungewöhnlicher Regieansatz wird handwerklich souverän in eine spannende und emotional berührende Geschichte transformiert und von engagierten Darstellern hinreißend umgesetzt, deren herausragende Gesangsleistungen sich mit makellosem Chorgesang und einem hellsichtigen Dirigat zum idealen Gesamtkunstwerk formen. Gerade noch waren wir überzeugt davon, dass Nadja Loschkys Giulio Cesare der aussichtsreichste Anwärter für den Titel der „Aufführung des Jahres“ ist. Nun haben Matthew Wild und Thomas Guggeis mit ihrer Maßstäbe setzenden Zusammenarbeit einen neuen Favoriten ins Rennen geschickt.

Michael Demel, www.deropernfreund.de

Ein Künstler reibt sich auf – an der Lustfeindlichkeit seiner Epoche, der Intensität seines Begehrens und an moralischen Werten, die ihn immer weiter in die Isolation treiben.

Nachdem Tannhäuser bei der Liebesgöttin Venus ungehemmt seine erotischen Begierden ausleben konnte, drängt es ihn zurück in die sittlich strenge Wartburg- Gesellschaft. Auf das freudige Wiedersehen mit seiner Geliebten Elisabeth folgt aber schon bald ein öffentlicher Eklat: Tannhäuser preist bei einem Sängerfest nicht die Hohe Liebe, sondern den sinnlichen Genuss. Um der sozialen Ächtung zu entgehen, muss er beim Papst um Vergebung bitten. Dieser Wunsch bleibt ihm jedoch verwehrt, und so wird nicht nur für Tannhäuser, sondern auch für Elisabeth eine Rückkehr in ihr früheres Leben unmöglich.

Richard Wagners Partitur steht noch in der Tradition romantischer Nummernopern, lässt aber an vielen Stellen bereits seine durchkomponierten Musikdramen vorausahnen. Ausgehend von den Sagenkreisen um die Minnesänger Tannhäuser und Heinrich von Ofterdingen schuf er einen Protagonisten, der »nie und nirgends etwas nur ein wenig, sondern alles voll und ganz« sein sollte. Die Rastlosigkeit der Titelfigur korrespondiert mit Wagners permanenten Überarbeitungen der Partitur: Noch kurz vor seinem Tod äußerte er gegenüber Ehefrau Cosima, dass er »der Welt noch den Tannhäuser schuldig sei.« Der kommenden Neuproduktion liegt die Wiener Fassung von 1875 zugrunde, welche den Kontrast zwischen Venus- und Wartburg-Welt auch musikalisch deutlich erfahrbar macht.

Am Ende der Oper verspürt neben Tannhäuser auch Elisabeth eine zunehmende innere Zerrissenheit: Tief religiös erzogen, hadert sie mit der reaktionären Haltung der katholischen Kirche. Durch ihren bedingungslosen Einsatz für den ausgestoßenen Tannhäuser versucht Elisabeth schließlich, die vorherrschenden Moralvorstellungen zu revolutionieren …

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